Langstreckenläufer knackt über 10 000 Meter auch die 30-Minuten-Marke
Von Gunnar Giftthaler
Damit hat er selbst am wenigsten gerechnet: Tobias Ulbrich von der LG Region Landshut ist in Mainz allen davongelaufen und hat sich über die 10 000-Meter-Strecke auf der Bahn erstmals den
deutschen Meistertitel gesichert. Nicht die einzige Premiere für den U 23-Langstreckler: Der Münchnerauer knackte am Samstag im Stadion des TSV Schott Mainz – sozusagen im Vorbeilaufen — erstmals
auch die magische 30er Marke und überquerte die Ziellinie in 29:58,98 Minuten. „Das ist schon ein Highlight für mich. Dass ich das gewinne, war echt unerwartet“, sagt der 21-Jährige.
Diese Bescheidenheit spricht für ihn. Zwar sollte man freilich mit Superlativen sparsam sein, aber ein Coup ist Tobias Ulbrich da allemal gelungen: Der 21-Jährige ist nämlich als letzter
Zeitqualifikant ins Feld aufgerückt, sieht nicht die 10 000 Meter, sondern eher den Halbmarathon als seine Stärke — und ist erst seit Januar in der U 23-Klasse unterwegs. „Ich hatte maximal den
dritten Platz im Hinterkopf und habe mich auf eine neue Bestzeit konzentriert“, sagt der sympathische Niederbayer. Doch unverhofft kommt oft. Dass die Junioren zusammen mit der Herrenkonkurrenz
gelaufen sind, spielte Ulbrich, der sonst gerne vorneweg läuft, in die Karten. „Ich habe mich im zweiten Feld eingereiht und konnte immer wieder Lücken schließen zu Läufern, die vorne abreißen
lassen mussten“, sagt er. Während er zeittechnisch voll auf Kurs lag, dämmerte ihm erst im letzten Drittel des Rennens, dass auch eine Top-Platzierung drin ist. „Man muss sich ja auch erst einmal
orientieren, wer wo ist. Und auf einmal habe ich jemanden überholt, der dann geflucht hat“, sagt Ulbrich und lacht: „Da wusste ich, dass das etwas Gutes bedeutet.“
„Beine gut, Kopf clever und auf Kurs geblieben“
Ähnlich hat’s auch sein Trainer Werner Forster gesehen: „Seine Beine waren gut, der Kopf clever und er ist auf Kurs geblieben“, sagt Forster. „Und wer da momentan Favorit ist, ist schwer zu
sagen, weil man nicht weiß, wie die anderen so drauf sind“, ergänzt der Coach. „Ich hatte das Gefühl, dass ich noch Luft habe. Nach hinten geschaut habe ich nicht, weil das immer ein schlechtes
Zeichen ist“, sagt Ulbrich: „Und irgendwann habe ich hinter mir keinen Atem mehr gespürt, dann mussten die anderen mindestens zehn Meter weg sein.“ Das beflügelte Tobias Ulbrich, der in der
Vergangenheit im Schluss-Sprint schon häufiger das Nachsehen hatte. Nicht so am Samstag. Der Münchnerauer bündelte nochmal alle Kräfte, hielt das Tempo hoch, die Konkurrenz in Schach und rannte
vor Marius Abele (SSC Hanau-Rodenbach) und Maximilian Feist (LG Olympia Dortmund) ins Ziel.
Doch nach dem Wettkampf ist bekanntlich vor dem Wettkampf. Und so bereitet sich der Jungspund nun auf den Halbmarathon in Steyr (Österreich) vor, der am Pfingstwochenende über die Bühne gehen
soll. Werner Forster gibt schon mal das Ziel vor: „Eine Zeit unter 1:05,30 Stunden wäre bayerischer U 23-Rekord – das ist unser Wunsch.“ Und auch Ulbrich ist schon heiß: „Ich laufe eh lieber auf
der Straße als auf der Bahn, da bin ich nämlich schneller“, sagt er. Klingt wie eine Kampfansage. Und für Überraschungen ist Tobias Ulbrich ja immer gut.